Monatsblutungsgedanken

Foto von Monika Kozub über Unsplash.

Ein großer Teil der Weltbevölkerung blutet ungefähr einmal im Monat. Wir nennen es Periode, Tage, Menstruation, Monatsblutung, Erdbeerwoche, die rote Tante, die zu Besuch kommt. Je kreativer die Bezeichnung werden, desto mehr drängt sich der Gedanke auf, dass Menstruierende etwas verstecken müssten – und nicht einfach gerade heraus sagen können, dass sie Zyklen haben, in denen regelmäßig (oder auch nicht) für ein paar Tage Blut aus ihren Vaginen fließt.

Diskretion wird im Umgang mit weiblichen Körperflüssigkeiten in westlichen Kulturen oft von Männern* gefordert, die weder stillende Brüste in der Öffentlichkeit noch rot-braune Farbe in ihrem Badezimmermülleimer sehen wollen (und Risikokapital für die Entwicklung von Produkten bekommen, die ihnen letztern Anblick erspart).

Zum Glück gibt es aber auch viele engagierte Menschen, die Tabus rund um die Periode brechen wollen. Das Spiel „Oh Woman!“ erklärt zum Beispiel mit viel Witz und ganz konkreten Fragen, Antworten und Begriffen wichtige Fakten rund um den Zyklus und die Monatsblutung für alle Frauen* und Mädchen* ab acht Jahren. Frauen* haben sich in der Vergangenheit erfolgreich dafür eingesetzt, dass die Mehrwertsteuer für Monatshygieneartikeln von 19 auf sieben Prozent gesenkt wird und diese damit als wichtige Güter des täglichen Bedarfs anerkannt werden. Deutschland ist damit allerdings keineswegs Vorreiter: Unter anderem in Kenia, Indien und Kanada werden Periodenprodukte gar nicht besteuert. Und auch bei unseren Europäischen Nachbar*innen wie Frankreich, Spanien und Großbritannien wurde der Steuersatz bereits gesenkt. Um hierzulande soweit zu kommen, mussten fast 300.000 Menschen zwei Petitionen unterzeichnen.

Es bleibt aber aus unserer Sicht auch noch genug zu tun: denn eine Steuerreduzierung oder -aufhebung erreicht immer noch nur die, die überhaupt Geld für Hygiene- und Periodenartikel haben. Ein Tampon oder eine Periodentasse bringen uns nichts, wenn in der Corona-Pandemie alle Toiletten geschlossen sind – oder der Zugang zu diesen ohnehin kaum möglich ist, etwa für Frauen*, die auf der Straße leben. Deswegen hat sich der Verein Social Period e.V. gegründet, der es sich zur Aufgabe macht, obdach- und wohnungslosen Frauen* den Zugang zu Menstruationsprodukten zu vereinfachen. Der Verein stellt zum Beispiel Spendenboxen für Hygieneartikel an öffentlichen Orten und in Drogeriemärkten auf – haltet Eure Augen offen und werft, wenn möglich, mal eine Packung Tampons oder Binden hinein.

Trotz all dieser tollen Initiativen gibt es noch genug zu tun, um eine Anerkennung der mit der Periode möglicherweise verbundenen Schmerzen oder körperlichen Eingeschränktheit zu etablieren. Überhaupt: für unser eigenes und gesellschaftliches Wohlbefinden mit dem Thema Periode müssen wir noch viel mehr darüber reden: und zwar nicht nur mit anderen Frauen* und Mädchen*, sondern überhaupt mit allen Menschen – ob blutend oder nicht!

Buchtipp für den März: „Es geht nur gemeinsam“ von Jutta Allmendinger

Es geht nur gemeinsam! - Hardcover | ULLSTEIN
Quelle: Ullstein Buchverlage

In diesem wissenschaftlich fundierten aber gleichzeitig sehr verständlich und persönlich geschriebenen Buch legt die Soziologin Jutta Allmendinger dar, was Geschlechtergerechtigkeit wirklich bedeutet und wie diese erreicht werden kann. Ausgangspunkt ist die Corona-Pandemie, die laut Allmendinger die Ungerechtigkeit zwischen den Geschlechtern deutlich sichtbar gemacht und uns sogar in Sachen Gleichberechtigung um einige Jahrzehnte zurückgeworfen hat.

Sie entwirft einen überzeugenden Fahrplan, wie wir jetzt umsteuern können, damit ihre zukünftige Enkeltochter in einer gerechteren Welt leben kann. Das geht nur – wie der Titel des Buches verrät – gemeinsam: Männer, Frauen, der Staat und die Wirtschaft müssen sich gleichermaßen für die Gleichberechtigung der Geschlechter einsetzen, um Veränderungen Realität werden zu lassen.

Wir finden, dieses Buch ist die perfekte Lektüre für alle im März – und das über den Frauentag hinaus: und zwar als Lesetipp für alle Geschlechter und Menschen in unserem Leben.

Rückblick auf den Frauen*Salon #9: Bildungsaufstiege und -chancen

Fast zwei Jahre sind unsere Frauensalons jetzt alt – wir können es selbst kaum glauben. Und wir sind sehr stolz, dass wir trotz Corona-Pandemie und Kontaktbeschränkungen mit euch weiter machen und auch das digitale Format trotz aller Zoom-Müdigkeit so gut funktioniert!

So haben wir Ende März unseren insgesamt neunten und gleichzeitig dritten digitalen Frauen*salon abgehalten – wie immer mit Erfolg, neuen Gesichtern und viel Stoff zum Nachdenken! Laura hat uns diesmal von den Hürden beim Studium und Bildungsaufstieg von Jugendlichen aus Arbeiter*innen-Familien berichtet, sowohl aus ihrer ganz persönlichen Erfahrung heraus als auch über ihr Engagement bei der Organisation arbeiterkind.de. Wir danken Laura für die Einblicke in die Schwierigkeiten bei der Bafög-Antragsstellung, Stipendiensuche und dem Jobeinstieg. Und wir finden es super, dass wieder so viele von euch mitdiskutiert haben und sich durch das Gespräch sogar ein paar neue Kontakte gebildet haben – das macht unsere Treffen noch wertvoller und spannender.

Wir haben uns anlässlich dieses Inputs von Laura auch vorgenommen, uns selbst immer wieder zu hinterfragen: von welchem „Allgemeinwissen“ können wir z.B. bei unseren Salons eigentlich ausgehen? Wie durchlässig sind die Netzwerke, in denen wir uns bewegen und die wir selbst knüpfen? Wie ist unser Wissen zum Beispiel durch unseren Bildungs- und ethnischen Hintergrund geprägt und nehmen wir entsprechende Privilegien auch wahr? Und wie können wir in der Art, wie wir sprechen oder schreiben, noch mehr Frauen* mit ganz unterschiedlichen Bildungshintergründen einschließen? Wenn ihr Ideen habt, wie wir gerade die Frauen*salons noch offener und fairer gestalten können – schreibt uns!

Bessere Verhütung für ALLE – wirklich alle!

Heute wollen wir euch auf eine Initiative hinweisen, die in den letzten Tagen auch in den Medien aufgegriffen wurde: das Projekt „Better Birth Control“. Die Initiative von Jana Pfenning, Rita Maglio und ihrem ehrenamtlichen Team tritt dafür ein, dass sich die Politik in Deutschland aktiv um bessere Verhütungsmethoden für alle Menschen bemüht und faire Forschung und Unterstützung bietet.

Wir finden das super, denn a) wird über das Thema Verhütung noch nicht genug öffentlich gesprochen und b) ist Verhütung leider in den allermeisten Fällen immer noch Aufgabe der Frauen*. Egal, ob wir über die Pille, diverse Spiralen, Kupferketten und Temperaturmethoden sprechen, für Männer* gibt es in der Praxis bisher nach wie vor nur die Möglichkeit, aktiv mit Kondomen zu verhüten. Das heißt also, dass sowohl die Verantwortung, als auch die entsprechenden Kosten und gesundheitlichen Folgen, wie zum Beispiel Nebenwirkungen, fast immer bei den Frauen* liegen.

Daher stimmen wir mit den vielen Unterstützer*innen der Initiative überein: wir brauchen mehr Gleichberechtigung, Aufklärung und staatliche Förderung beim Thema Verhütung! Wer diese Anliegen unterstützen möchte, kann im Übrigen auch ihre Petition unterschreiben, die ihr hier findet.

Internationaler Frauen*Tag goes digital

Als wären unsere digitalen Frauen*Salons Vorbild gewesen, wird auch der internationale Frauen*Tag (8. März 2021) dieses Jahr digital gefeiert, zumindest von der Friedrich-Ebert-Stiftung. Bereits am 4. März 2021 wird es von 17 bis 19 Uhr Diskussionen rund um eine geschlechtergerechte Gesellschaft geben, unter anderem mit der SPD Politikerin Serpil Midyatli und der Bloggerin Laura Melina Berling (@littlefeministblog). Ihr könnt euch bis zum 28. Februar 2021 hier anmelden.

Damit es nicht bei der zweistündigen Veranstaltung bleibt, gibt es drei weitere Online-Aktionen rund um den Frauen*Tag: Ihr könnt eine DANKE-Postkarte an Frauen* eurer Wahl versenden und mit einer BITTE Postkarte Forderungen an die FES senden, die diese an die Politik übergibt. Außerdem ruft die Stiftung zur Nominierung eurer persönlichen Heldin* auf, die dann am 4. März mit auf dem Podium diskutiert. We like!

Frauen*Salon #8: Retrospektive

Ende Januar 2021 haben wir uns ein zweites Mail in toller Runde und mit neuen Gesichtern digital zusammengefunden und Negin Sandjer zugehört, die uns einen spannenden und erhellenden Einblick in ihre Arbeit als Anwältin für Migrationsrecht gegeben hat.

Negin hat uns eindrücklich geschildert, wie kompliziert das deutsche Asylrecht ist, wie unüberschaubar die Prozesse für die Antragsstellenden oft sind, und wie bürokratische Aspekte wie falsche Faxnummern, Adressen oder Geburtsdaten den Ausgang von Asylverfahren bestimmen können. Gleichzeitig hat sie uns teilhaben lassen an den menschlichen Geschichten und Schicksalen hinter ihrer Arbeit und an den Erfolgsmomenten, die die Tätigkeit mit sich bringt.

Es war eine wunderbare Gelegenheit, hinter die oft plakative Medienberichterstattung zu schauen und zu sehen welche oft unterschätzte Arbeit hinter all den Verfahren steckt. Wir haben definitiv festgestellt, dass es wirklich mehr Anwält*innen wie Negin braucht, um Menschen mit Fluchterfahrung empathisch und fachlich versiert bei ihrem Gang durch das deutsche Asylrecht zu helfen. Vielen Dank!

Mehr über Negin Sandjer könnt Ihr auf Ihrer Website nachlesen.

Podcast-Tipp: No New Years Resolution!

Wir möchten Euch für diesen Januar einen besonderen Podcast ans Herz legen, der sich schon seit vielen Jahren als Gegenentwurf zur allgegenwärtigen „diet culture“ versteht. Mit viel Wissenschaft, Empathie und tollen Frauen* und Männern* im Gespräch werden Mythen und Fehlinformationen zu unseren Körpern, Ernährung, dem (nicht vorhandenen) Zusammenhang zwischen Mehrgewicht und Krankheiten sowie zu intersektionalen Themen wie Rassismuss und Queerness seziert und dekonstruiert. Davon brauchen wir wahrscheinlich alle mehr: Mehr Körperakzeptanz, mehr Selbstliebe, mehr Essen ohne Nachzudenken. Das alles gibt es bei Food Psych von Christy Harrison.

Christy Harrison ist zertifizierte „anti diet“ Ernährungsberaterin und veröffentlicht neben dem Podcast auch Bücher zu den Themen Health at every Size, Intuitive Eating und Anti Diet Culture.

Im Monat der guten Vorsätze empfehlen wir Euch eine Folge, die sich mit als Wellness getarnten Diäten zum Jahresbeginn und dem bewussten Weglassen einzelner Lebensmittel befasst. Hört hier rein!

Raum einnehmen – Buchhandlung für Autorinnen und queere Autor*innen eröffnet in Neukölln

Mitten im zweiten Lockdown hat in Berlin Neukölln eine Buchhandlung eröffnet, die vor allem eins schafft: Raum. Raum für neue Ideen und Gedanken, Raum für Inspiration und Perspektivwechsel und in einer post-Corona Welt auch einen Raum für regelmäßige Austauschformate – so die Idee des Teams hinter She said.

Gewidmet ist die Buchhandlung all denen, die sonst eher weniger Raum in der Literaturwelt einnehmen und seltener Gehör finden: Autorinnen und queere Autor*innen. Seit Mitte Dezember 2020 lädt She said Besucher*innen ein, durch Schätze der feministischen und queeren Literatur zu stöbern und auch eine umfassende Beratung von einem motivierten Team in Anspruch zu nehmen. Wer zur Zeit jedoch keinen vor-Ort-Besuch unternehmen möchte, der empfehlen wir die Rubrik “Read This” auf der Website der Buchhandlung auszuchecken. Hier schreibt das Team von She said regelmäßig Buchrezensionen, die detallierte und persönliche Einblicke in die Bücher der Buchhandlung ermöglichen.

Aktuelle Empfehlungen:
Rebecca Solnit: Unziemliches Verhalten – wie ich Feministin wurde
Andrea Petković: Zwischen Ruhm und Ehre liegt die Nacht

In einer Zeit, in der fast alles, was uns gedanklich und emotional inspiriert und in Austausch treten lässt, geschlossen bleibt, freuen wir uns umso mehr über diesen neuen Ort, den Ideengeberin Emilia von Senger mit ihrem Team geschaffen hat.

…und natürlich darüber, dass im Café der Buchhandlung fantastische Scones verkauft werden, die jeden unnötigen Jahresvorsatz in Vergessenheit geraten lassen.

Mehr Infos unter: www.shesaid.de

Kottbusser Damm 79
10967 Berlin-Neukölln
Mo–Fr 10–19 Uhr
Sa 10–18 Uhr

Feministische Geschenkideen für ein wunderbares Weihnachten

Damit Euer Weihnachten zwischen den maskulinen Erzählungen von Weihnachtsmann, Rudolph & Co. auch mit genügend female power ausgestattet ist, präsentieren wir Euch pünktlich zur Geschenke-Saison ein paar feministische Ideen für den Weihnachtsbaum. Und auch wenn wir den Konsum-Wahnsinn an Weihnachten eigentlich nicht so gerne promoten wollen, sind doch ein paar tolle Sachen dabei, deren Erlöse zum Teil auch gemeinnützigen Projekten zugute kommen! Und vielleicht könnt ihr die Geschenke ja auch bei eurem Lieblingsort oder über kleinere Online-Anbieter ohne das große „A“ finden!

1. Das Matriarchat lässt grüßen: Postkarten für ein feministisches 2021
Margarete Stokowski und Katharina Schmidt haben zusammen 24 feministische Postkarten herausgebracht, die sich nicht nur hervorragend als Weihnachtskarten eignen, sondern auch zwischenduch in 2021 versendet werden sollten.

2. Ausrüstung für die Periode 2021
Damit Deine beste Freundin, Schwester, Mutter oder Tochter in 2021 gut und bio für die Periode ausgestattet sind, empfehlen wir entweder ein Abo für Bio-Tampons und -Binden von The Female Company oder die tolle Periodenunterwäsche von KORA MIKINO.

3. Hamambesuch für dunkle Wintertage
Das Hamam Berlin ist das türkische Bad für Frauen in Kreuzberg. Mit einem Gutschein kann die beschenkte Frau* eurer Wahl entweder einfach in dem Bad entspannen oder sich eine der vielen verfügbaren Massagen gönnen. Perfekt für eisige Berliner Wintertage (hoffentlich bald wieder möglich!).

4. Frauen an der Wand
Die Berliner Künstlerin Nadia Linek malt Portraits von inspirierenden Frauen* und deren wichtigsten Zitaten; und bringt einmal im Jahr auch einen ganzen Kalender voll dieser tollen Frauen* heraus. Der Follow Women Kalender ist direkt über die Website der Künstlerin erhältlich.

5. Missy Magazin all year round
Wer hätte nicht gern ein Abo des tollen Missy Mags für 2021!? Alle sechs Ausgaben gibt es als Geschenk-Abo und du kannst deine liebsten Frauen* mit feministischen Perspektiven für ein ganzes Jahr versorgen.

6. Für Nachwuchs-Feminist*innen
Das Kinderbuch „Alles rosa“ von Maurizio Onano nimmt uns mit wunderschönen Illustrationen mit in eine verkehrte Geschlechter-Welt und piekst humorvoll das Thema geschlechtlicher Rollenzuschreibungen an. Es geht um Jungs, die lieber malen und alles in rosa gut finden, und genau das brauchen wir für 2021!

Ihr habt noch mehr Ideen? Hinterlasst uns doch einen Kommentar mit Euren besten femGeschenken für Weihnachten 2020!

Foto von Lindsey LaMont auf Unsplash

BBC 100 Women 2020

Der Dezember ist nicht nur die Zeit für Plätzchen, Schnee und Tannenbäume, sondern auch Gelegenheit, auf das vergangenen Jahr zu schauen und Ereignisse revue passieren zu lassen.

Am Ende dieses Jahres ist das natürlich etwas ganz Besonderes. Und mit einem Fokus auf Frauen* in der Pandemie hat die BBC ihre jährliche Liste der 100 Women of the Year veröffentlicht. Es stehen diejenigen im Mittelpunkt, die in diesen turbulenten Zeiten Veränderung und Bewegung repräsentieren.

Und etwas ganz besonderes findet sich auch hier: Um denjenigen Frauen* zu gedenken, die sich auf der ganzen Welt aufgeopfert haben, um anderen zu helfen, wurde eine Stelle auf der Liste der 100 Frauen leer gelassen.

Hier geht es zur Liste.